Grand Hotels und Berggasthäuser: Die Entstehung der Schweizer Hotellerie

"Von den drei Brücken, über die die beiden Teile der Stadt miteinander verbunden sind, ist nur eine für Kutschen zugänglich und dient gleichzeitig als Marktplatz. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick auf den See, die Limmat, das Stadtinnere und die fernen Gipfel der Hochalpen. Am Ende dieser Brücke befindet sich das Gasthaus „Schwert”, das allein schon deshalb das erste der Schweiz wäre, wenn es nicht auch in anderer Hinsicht das erste wäre."

Nicht nur der Französische Reiseschriftsteller und Archäologe Désiré-Raoul Rochette (1790-1854) war begeistert vom Zürcher Hotel Schwert: Im 18. Jahrhundert war das Hotel am Weinplatz Treffpunkt von Europas Adeligen und Prominenz schlechthin. Die Liste illustrer Gäste ist lang und zeugt von der Geschichte des ältesten Gasthofs der Stadt, die bis ins 11. Jahrhundert zurückgeht. So logierte beispielsweise Leopold Mozart (1719-1787) mit seinen beiden Kindern Wolfgang (1756-1791) und Anna (1751-1829) im Schwert und zwei Jahre später stieg der venezianische Verführer Giacomo Casanova (1725-1798) im Schwert ab, bevor er weiter in Richtung des Klosters Einsiedeln aufbrach. Die zahlreichen Veränderungen, welche die Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert mit sich brachte - etwa die ständig ansteigende Zahl der Schweiz-Reisenden, neue Reisewege und -mittel sowie neue politische Ordnungen - machten dem Traditionshaus jedoch zu schaffen. Neue Hotels in Zürich nutzten die Gunst der Stunde und richteten sich nach den Bedürfnissen der Reisenden des 19. Jahrhunderts aus, wodurch das Schwert allmählich an Bedeutung verlor. 

Gleich gegenüber des Hotels Schwert befindet sich das Hotel Storchen mit Blick auf den Weinplatz und die Limmat. Auch dieses Gasthaus zählt zu den ältesten der Schweiz: Den Namen führt das Haus seit 1357, seit dem 15. Jahrhundert ist im "Haus zum Storchen" ein Gastbetrieb nachgewiesen. Neben dem Hotel Schwert war das Hotel Storchen damals eine der beliebtesten Adressen in Zürich: Auch hier stiegen vornehme Gäste, Gesandte und Staatsmänner ab. Das Hotel wird in den Reiseführern um 1800 seltener als das Schwert genannt – womöglich deswegen, weil das Gasthaus insbesondere von Handelsreisenden gerne besucht wurde.

"In Zürich gibt es ein neues Hotel, das Hotel Baur, das in jeder Hinsicht außerordentlich gut ist." In seinem "Handbuch für Reisende" aus dem Jahr 1839 verweist John Murray (1737-1793) an vorderster Stelle - noch im Impressum des Buches - auf das 1838 eröffnete Hotel Baur en Ville im Zentrum der Stadt Zürich. 

Das moderne Hotel war im Auftrag des Vorarlberger Hoteliers Johannes Baur (1795-1865) erbaut worden, die Pläne für den klassizistischen Bau hatte der Baumeister und Architekt Daniel Pfister (1808-1847) erstellt. Baur führte ausserdem zwei Wirtschaften in Zürich, so dass er mit der Gastgewerbe der Stadt vertraut war - und ein gutes Gespür für den damaligen Zeitgeist hatte. Sein Hotel Baur en Ville platzierte er nämlich sehr geschickt: Der Bau steht noch heute am Paradeplatz, damals befand sich das Hotel gleich gegenüber dem Zentralhof der Post. Dieser Ort war quasi ein Bahnhof für Kutschen: Die damaligen Postkutscher deponierten im Zentralhof die Reisenden und wechselten die Pferde für die nächste Reise aus.  

Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur war einer der zentralen Faktoren, die den Fremdenverkehr in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts prägten. Die Anbindung an ein Strassennetz oder den Seeweg entschieden mit darüber, ob eine Destination von den Reisenden aufgesucht oder zugunsten besser erschlossener Ziele ausgelassen wurde. Der gewiefte Hotelier Baur errichtete neben seinem Hotel zudem eigene Stallungen und Stellplätze für Kutschen, so dass Reisende sogar bis vor die Tore des Hotels kutschiert werden konnten.

Am Hotel Baur en Ville wurde in der ersten, 1844 erschienen, Ausgabe des Reiseführers von Karl Baedeker bemängelt, dass der Gasthof "ohne Aussicht" sei. Auch der Hotelier Johannes Baur (1795-1865) erkannte, dass ein beindruckendes Panorama ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor für ein Hotel der damaligen Zeit war. So eröffnete er 1844 sein zweites Hotel am Ufer des Zürichsees und taufte es zur Unterscheidung seines Stadthotels "Baur au Lac" So lobte die Baedeker-Ausgabe von 1863 denn auch: "Hôtel et Pension Baur au lac [...], am See, reizende Lage, gut gehalten, mit Garten, Badehaus und Lesezimmer". 

Durch die Lage am See war das Hotel Baur au Lac ausserdem in unmittelbarer Nähe zum Bauschänzli gelegen, wo ab 1835 das erste Dampfschiff auf dem Zürichsee, die in England gebaute Minerva, anlegte.

"Kein Punct in der Umgebung von Zürich, weder die Weid [...], noch das jetzt viel besuchte Schlössle auf dem Zürichberg [...], verdient aber mehr die Beachtung jedes Reisenden, als der Uetliberg westl., der Vorberg des Albis, 1523' über dem See, 2792' ü. M. An Grossartigkeit wird die Aussicht von den, den Alpen näher gelegenen Höhen vielleicht übertroffen, an Lieblichkeit jedoch nicht erreicht. Sie umfasst nicht allein Zürich, den See, das Limmathal, die schneebedeckten Gipfel der Riesen des Berner Oberlands und die Appenzeller Gebirge [...], sondern westl. auch die Jurakette vom Gestler [...] am Bieler-See bis zu den Ausläufern bei Aarau, über welche einzelne Vogesengipfel [...] noch hervorragen. [...] Der Weg auf den Uetli ist sehr leicht zu finden. In der Nähe der [...] Papierfabrik stehen für den Liebhaber Esel gesattelt, hinauf für 2 Fr., hin und her 3 Fr. [...] Oben auf der Höhe ist ein guter Gasthof mit 12 Zimmern [...]. Samstags aber ist’s gewöhnlich so voll, dass selten Unterkunft zu finden ist."

Seit 1839 bewirtete das Gasthaus Uto Kulm die Reisenden auf dem Gipfel des Zürcher Hausbergs Uetliberg. Der vom Gastwirt Friedrich Beyel in Auftrag gegebene Bau ähnelte einem Schweizer Chalet und stand damit in deutlichem Kontrast zu den neuen Stadthotels in Zürich, die in ihrer klassizistischen Bauweise an imposante Bauwerke der Antike erinnerten. Mit dem ländlichen Baustil seines Gasthofs positionierte Beyel den Uetliberg als Ausflugsziel und machte die Distanz zur Stadt und die - zumindest visuelle - Nähe zum beliebten Berner Oberland deutlich.

Das Jahr 1875 ist in der Geschichte des Uetlibergs ein ganz besonderes: Der Zürcher Investor Kaspar Fürst konnte in diesem Jahr gleich zwei seiner Projekte einweihen. Zum einen eröffnete er seinen pompösen Hotelbau Hotel & Pension Fürst (später Hotel & Pension Uetliberg genannt) - zusammen mit dem Hotel Uto Kulm, das Fürst bereits 1873 von den Erben Friedrich Beyels erworben hatte, besass Fürst nun einen regelrechten Hotelkomplex auf dem Uetliberg. Zum anderen war Fürst auch in den Bau der Uetlibergbahn involviert: Auch diese wurde 1875 in Betrieb genommen und ist noch heute eine der steilsten Adhäsionsbahnen Europas, wie sie in der Baedeker-Ausgabe von 1885 beschrieben wird:

"Die Bahn führt eine Strecke an der Sihl entlang, dann hinüber zur (5 Min.) Stat. Wiedikon, wo die Steigung beginnt, anfangs an offener Berghalde, mit schönem Blick auf Zürich und das Limmatthal, weiter durch Wald. 17 Min. Stat. Waldegg; nun in starker Curve auf dem Bergrücken hinan zur Endstation; 5 Min. oberhalb Hot.-Pens. Uetliberg [...]; noch 3 Min. weiter auf dem höchsten Gipfel des Berges die Restauration Uto Kulm."

Mit seinen umfangreichen Investitionen hatte sich Fürst jedoch verspekuliert: Seine Hotelbetriebe warfen nicht genug Gewinn ab und gerieten in finanzielle Schieflage. Um sich aus der Misere zu retten, liess Fürst 1878 das Hotel & Pension Uetliberg abbrennen. Zuerst schien der Versicherungsbetrug aufzugehen - bis der Schwiegersohn von Fürst ihn anzeigte und Fürst wegen Brandstiftung ins Gefängnis musste. Der Gastbetrieb auf dem Uetliberg wurde jedoch fortgeführt und das touristische Angebot mit einem 1894 eröffneten Aussichtsturm ergänzt.

Der Besuch der Rigi durfte auf keiner Reise durch die Schweiz fehlen. Bereits im 17. und 18. Jahrhundert war das Bergmassiv Rigi ein bekannter Wallfahrts- und Kurort. Als der Zürcher Künstler und Panoramazeichner Heinrich Keller (1778-1862) 1804 sein erstes Panorama von Rigi-Kulm veröffentlichte, machte er die überwältige Gipfelaussicht bei einem breiten Publikum bekannt. Keller war es auch, der im selben Jahr ein Komitee gründete, um den – bereits vom Rigiführer Joseph Martin Bürgi intiierten – Bau eines Wirtshauses auf Rigi-Kulm (gleich unter dem Gipfel) zu ermöglichen. Dieses Komitee hatte namhafte Mitglieder, wie z. B. der Arzt und Reiseschriftsteller Johann Gottfried Ebel oder den Ingenieuren Hans Conrad Escher (1767-1823). Dank zahlreicher Spenden aus der Bevölkerung konnte Bürgi schliesslich den Bau seines Gasthauses auf Rigi-Kulm bereits 1816 vollenden. Wie wir aus Baedekers Reiseführer erfahren, war die Unterkunft bei den Reisenden äusserst beliebt, denn sie ermöglichte es, das Rigi-Panorama mit der Magie des Sonnenaufganges zu erleben:

"Im August und September wimmelt bei heiterem Wetter das Kulmhaus von Reisenden, so dass an Bedienung wenig zu denken ist und man sich glücklich schätzen muß, noch ein Bett gefunden zu haben. Es soll indes ein zweites Gasthaus oben errichtet werden. Dem mit heiterem Gemüthe Beobachtenden gewährt dieses Gewirre von Reisenden eine eigenthümliche Unterhaltung. Menschen aus jedem Kreise der Gesellschaft, vom bescheidenen Handwerksburschen bis hinauf zu fürstlichem Geblüte, finden sich hier zu gleichem Zwecke vereiniget. Alle europäischen Zungen hört man durcheinander schwirren. [...] Eine Stunde vor Sonnenaufgang erschallt das Alphorn. Nun entsteht ein neues Rennen und Jagen im Hause. Jeder fürchtet den Aufgang der Sonne zu versäumen, nach und nach werden die Zellen leer, mit schlaftrunkenen Augen, in Tücher, Mäntel oder auch Decken eingehüllt, eilt Alles auf die Höhe. Einzelne besteigen auch noch den Bretter- oder Signalsthurm, um die ersten Sonnenstrahlen einige Secunden früher zu begrüßen. Wohl dem, dem sie unverhüllt leuchten! Nicht Jeder, der den Rigi erwartungsvoll bestieg, kann sich dieses Glückes rühmen, und das Rigi-Fremdenbuch gibt von mancher in Nebel, Regen oder Schnee verwandelten getäuschten Erwartung Kunde."

Aufgrund der grossen Besucherströme war das Gasthaus auf der Rigi-Kulm schnell ausgelastet. Abhilfe schuf der Bau einer weiteren Unterkunft auf der Rigi-Staffel: Joseph Blasius Schreiber eröffnete denn ersten kleinen Bau auf der Staffel 1817. John Murray warnte jedoch in seinem Reiseführer von 1839, dass der tiefer gelegene Standort der Rigi-Staffel für die Sonnenaufgangs-Exkursionen unvorteilhaft ist:

"Alle Hauptwege laufen vor dem Staffelhaus zusammen, einem bescheidenen Gasthaus, in dem Reisende manchmal übernachten müssen, weil das Gasthaus auf dem Gipfel überfüllt ist. Es liegt eine halbe Stunde zu Fuss unterhalb des Kulm, und es ist keine gute Idee, vorher anzuhalten, da diejenigen, die dort übernachten, am nächsten Morgen eine halbe Stunde früher aufstehen müssen, wenn sie den Sonnenaufgang vom Gipfel aus sehen wollen."

Südwestlich der Rigi-Kulm befindet sich Rigi-Kaltbad, das über den Weggiser Rigiweg ab der Weggiser Schifflände am Vierwaldstättersee erreichbar ist. Diese seit dem Mittelalter als Landwirtschafts- und Pilgerweg bestehende Verbindung wurde von 1818-1820 auf Initiative der Weggiser Schiffer zum Transportweg auf die Rigi ausgebaut. Auf der neuen Strasse wurden die gutbetuchten Gäste per Sänfte oder auf Pferden auf den beliebten Gipfel getragen. Dieser sogenannte "Rigidienst", an welchem neben den Trägern auch der Hotelmitarbeitende, Schuhputzer, Führer und Andenkenverkäufer beteiligt waren, wurde rasch zur grössten Einnahmequelle für die lokale Bevölkerung. Daraufhin bauten die Gebrüder Zimmermann aus Vitznau 1825 ein steinernes Gasthaus in Rigi-Kaltbad. 1834 erwarb Josef Franz Lorenz Segesser (1780-1849) aus Luzern das Gasthaus und eröffnete 1838 einen hölzernen Neubau, der in der Tradition der Rigi als Kurort neben Kost und Logis auch Badekuren anbot:

"Kürzlich wurde ein neues Gasthaus aus Holz mit 26 Zimmern und 6 Bädern gebaut. Früher war es üblich, dass sich die Patienten mit ihrer Kleidung ins Bad legten und anschliessend in der Sonne spazieren gingen, bis ihre Kleidung auf dem Rücken getrocknet war. Diese Methode wird heute jedoch nicht mehr als wesentlich für die Heilung angesehen. In der Nähe des Kaltbades befindet sich eine kleine Kapelle, die der Jungfrau Maria geweiht ist und zu der Wallfahrer und Wallfahrerinnen pilgern und in der täglich eine Messe für die Hirten auf dem Rigi gelesen wird."

Fernab des Trubels der Rigi-Kulm punktete die Rigi-Scheidegg und das dortige 1830 eröffnete Kurhaus gemäss der Baedeker-Ausgabe von 1863 sowohl mit einer hervorragenden Aussicht, als auch mit verschiedenen Badekuren - etwa wohltuende Molke- und kalte Duschenbäder:

"Von allen diesen Pensionen verdient das stattliche Curhaus auf Rigi-Scheideck [...] wegen der freundlichen Wirthsleute, der guten Verpflegung, und der prächtigen Aussicht, der schönsten nach Rigikulm, besondere Empfehlung [...]: Auf dem s.ö. sich fortsetzenden langen und gegen den Lowerzer See hin sich abflachenden Rücken des Rigi, auf Rigi-Scheideck (5073′), ist das [...] gute Curhaus mit vortrefflicher Aussicht, beschränkter zwar als vom Kulm (welcher einen Theil der Aussicht nach der ebenen Schweiz verdeckt), aber das ganze Gebirgsrund umfassend, und auf einzelne landschaftliche Punkte sich erstreckend, die vom Kulm selbst nicht sichtbar sind. [...] Rigikulm, Rossberg, Hochfluh, Fitznauer-Stock treten im Vordergrund besonders hervor. Von allen Curorten der Schweiz ist die Scheideck fast am stärksten besucht; es ist ein anmuthiger Aufenthalt, von dem Welt-Getreibe auf Rigikulm ganz abgeschlossen."

"Schwert beim Klösterli [...], ¾ St. östl. unterhalb des Staffelhauses, bürgerlich gut und billiger als im Staffelhaus, Pension 3½ fr. Die Sonne ebendaselbst wird auch gelobt, Preise wie im Schwert. Das Klösterli hat zwar keine Aussicht, ist aber dem Nebel weniger ausgesetzt, als Staffel oder Kulm, oft ist’s hier ganz hell, während dichte Nebel die höhern Stellen des Berges umwogen [...]." 

Das im Baedeker von 1863 erwähnte Hotel Schwert wurde 1822 als vergrösserter Ersatzbau des Vorgängerhotels von Joseph Blasius Schreiber errichtet, der davor bereits auf der Staffel einen Hotelbau verantwortet hatte. Etwas tiefer gelegen als die Gipfel-Unterkünfte der Rigi war das Klösterli eine beliebte Durchgangsstation. Ausserdem wurden auch von den Gasthäusern des Klösterli verschiedene Molkenkuren angeboten. Der Name "Klösterli" ist auf die 1689 gegründete Wallfahrtskapelle Maria zum Schnee zurückzuführen, die ein wichtiger Treffpunkt für die lokale Bevölkerung war:

"Sonntags werden bei Tagesanbruch zwei Messen, die dritte um 7 U. gelesen; um 9 U. die vierte Messe mit Predigt. Alle Sennen des Berges finden sich zu diesem Gottesdienst ein, besonders am Kirchweihtag (22. Juli), wo auch Schwingübungen stattfinden."

"Der Pilatus, früher vielleicht der bekannteste Berg der Schweiz und nicht selten bestiegen, nachher durch den Rigi verdrängt, gehört jetzt zu den viel besuchten Höhen, seitdem (1858) Hr. Casp. Blättler im Rozloch [...] mit einem Kostenaufwand von 25,000 fr. einen sehr bequemen, mehrfach mit Ruhehäuschen (selbst bedeckten) versehenen, bis zum Hôtel Klimsenhorn sogar für kleine Wagen fahrbaren, gar nicht zu verfehlenden Weg auf den Esel hergestellt hat, [...] ein kleiner Schraubendampfer des Herrn Blättler [...] fährt jetzt mehrmals täglich von Luzern direct nach Hergiswyl."

Wie aus der 1863 veröffentlichten Ausgabe des Baedeker zu erfahren ist, wirkte auf dem Pilatus Kaspar Blättler (1791-1872) als Tourismuspionier. Der von Baedeker beschriebene, 1858 ausgebaute, Weg zum Aussichtspunkt Esel auf dem Pilatus verband zwei seiner grossen Infrastrukturprojekte: Im Rotzloch am Vierwaldstättersee war auf Blättlers Initiative hin in den 1850er Jahren ein Kurort entstanden, wofür sich der Unternehmer eine natürliche Schwefelquelle zu nutze machte. Auf dem Pilatus liess er 1856–1860 das Hotel Klimsenhorn erbauen, das erste Hotel überhaupt auf dem Luzerner Hausberg. Dieses wurde im 19. Jahrhundert von zahlreichen illustren Gästen besucht, wozu der deutsche Komponist Richard Wagner und die englische Königin Victoria zählen.

Ein grosses Unglück im Jahr 1833 war das grosse Glück für die Hotellerie in Luzern: Damals brannte ein Teil des rechten Reussufers nieder, wodurch die mittelalterliche Bausubstanz der Stadt stark in Mitleidenschaft gerissen wurde. Dieses Ereignis zog jedoch innovative städtebauliche Veränderungen mit sich: Mit dem Brandschutt wurden die beiden Reussufer zu Quais aufgeschüttet. Auf der Brandfläche auf der rechten Uferseite wurde das abgebrannte Hotel Schwanen 1835 direkt am Seeufer neu eröffnet - damit konnte die Stadt Luzern nun einen ersten Gasthof am See mit Bergpanorama vorweisen. Ergänzt wurde das Angebot für den Fremdenverkehr in Luzern ab 1837 mit der Inbetriebnahme des ersten Dampfschiffs auf dem Vierwaldstättersee durch den Bankier und Kaufmann Kasimir Friedrich Knörr (1808-1882). Geschickt platzierte Knörr seine Schifflände genau vor dem Hotel Schwanen, so dass die Hotelgäste ohne lange Reisewege das Gebiet um den Vierwaldstättersee erkunden konnten.

Von dieser Konzentration an touristischen Angeboten wollten auch andere profitieren: In Nachbarschaft zum Schwanen und ebenfalls mit Seesicht wurde 1845 das Hotel Schweizerhof durch Josef Franz Lorenz Segesser und seine Söhne eröffnet, womit Luzern sein erstes Grand Hotel erhielt. Segesser war auch Inhaber des Gasthauses Rigi Kaltbad und förderte auch da mit dem Neubau des Kurhauses den Fremdenverkehr. Der vor dem Schweizerhof liegende Quai wurde in den folgenden Jahren weiter aufgeschüttet, so dass in den 1850er Jahren weitere Hotels gebaut werden konnten, etwa das Hotel Englischer Hof ("Hôtel d'Angleterre").

Der zunehmende Fremdenverkehr auf die Rigi und die Inbetriebnahme der Dampfschifffahrt auf dem Vierwaldstättersee waren wichtige Impulse für den Tourismus in der Innerschweiz. In dieser Region entwickelte sich das Gebiet um den Stoos zum beliebten touristischen Ziel: Die Alpweiden des Hochplateaus des Stoos dienten schon lange als Sömmerungsweiden für die Arther und Schwyzer Viehhirten. Durch seine Lage oberhalb von Morschach und die Nähe zu Brunnen war der Stoos an zwei gut erschlossene Stationen am Vierwaldstättersee angebunden - so wurde 1852, wohl inspiriert durch das Vorbild der Rigi, auf dem Stoos das Hotel Fronalp sowie eine Molkekuranstalt eröffnet. Nachdem 1882-1883 ein Strässchen von Morschach zum Stoos errichtet worden war, war das beliebte Ausflugsziel sogar per Pferdekutsche erreichbar: 

"Auf den Stoos (1293 m), den nördl. Vorsprung der Frohnalp [...], mit schöner Aussicht und abwechslungsreichen Spaziergängen, führt von Morschach ein neuer Fahrweg in 2 St. (Zweisp[änner]. von Brunnen in 2¼ St., 20 fr., hin u. zurück 25–30 fr.)."

"Gasth. Freienhof und Falke in der Stadt, gute Häuser zweiter Klasse; Hotel de Bellevue, jenseits der Stadt am Landeplatz der Dampfboote, ein neuerer Gasthof ersten Ranges; in der Nähe das Dampfschiff, beide dem Unternehmer der Dampfschifffahrt auf dem Thuner-See gehörig."

Dafür, dass das Berner Oberland seit den Anfängen des Schweizer Fremdenverkehrs zu den beliebtesten Reisezielen zählte, verfügte das Gebiet zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur über eine dürftige touristische Infrastruktur. Damals waren die Strassen am Seeufer in einem schlechten Zustand - 1835 wurde schliesslich eine Fahrstrasse am südlichen Seeufer gebaut, die Thun mit Interlaken verband. Im selben Jahr wurde auch das erste Dampfschiff auf dem Thunersee in Betrieb genommen, das verschiedene Anlegestellen bediente. Die Dampfschifffahrt wurde in Thun von Johannes Knechtenhofer (1793-1865) betrieben. Seine beiden Brüder, Johann Jakob (1790-1867) und Johann Friedrich Knechtenhofer (1796-1871), waren ebenfalls als Tourismus-Pioniere tätig: In ihrem 1834 eröffneten Hotel Bellevue empfingen sie Reisende im ersten modernen Hotel Thuns. Das von einer englischen Parkanlage umgebene Hotel florierte in den 1840er und -50er Jahren und war eine beliebte Adresse für Angehörige des europäischen Hochadels, etwa für den Prinz of Wales (1857) oder den Kaiser Napoleon III (1865).

"Brienzersee. Ist 3 St. lang und ½ St. breit; sein delikatester Fisch ist der Brienzling. – Am östlichen Ende stand ehemals das bekannte Dorf Kienholz, was von Lauinen [sic] und Steingüssen zerstört wurde, jetzt stehen noch einige Hütten da. – Der Gaisbach stürzt sich bey Oberried in den See, und macht eine schöne Kaskade. – Wenn man von Meyringen kömmt, so schiffet man sich bey Tracht ein."

Reisende benötigten nicht nur Unterkunft an ihren Reisezielen - sei dies eine Stadt oder ein Berggipfel - sondern ebenso unterwegs. In seinem Reiseführer von 1793 empfiehlt Johann Gottfried Ebel das Dorf Tracht als Landeplatz am Brienzersee. Als Wegpunkt auf der Transitroute durchs Berner Oberland konnten sich Reisende da von den Schifferinnen und Schiffern einschiffen lassen - oder sich in einer der einfachen Unterkünfte ausruhen, und die Seereise am Folgetag antreten. Tracht war um 1800 nicht nur Landeplatz die Beförderung von Reisenden sondern ebenso ein wichtiger Umschlagplatz für den Gütertransport.

Das Dorf Grindelwald im Berner Oberland entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Hotspot des Alpinismus und war insbesondere bei Engländerinnen und Engländern sehr beliebt. Grindelwald war für Touren auf die Bergriesen und Gletscher der Region ein idealer Ausgangspunkt:

"Grindelwald, eigentl. Gydisdorf (1057 m), großes Dorf (3087 E.) mit weit zerstreuten Häusern, ist ein vorzügliches Standquartier für Bergtouren und wird wegen seiner geschützten Lage und des gleichmäßigen Klimas auch als Luftkurort besucht. Fast das halbe Dorf brannte am 18. Aug. 1892 bei heftigem Föhn ab, doch wird an dem Wiederaufbau rüstig gearbeitet."

An erster Stelle der örtlichen Hotels nennt der Baedeker von 1893 das im selben Jahr – nachdem grosse Teile durch den von Baedeker erwähnten Brand zerstört worden waren – als weitläufige Dreiflügelanlage wiedererrichtete Grand Hotel Bär (auch "Hotel Bear" genannt). Die Geschichte dieses Hotels beginnt bereits im späten 18. Jahrhundert, doch seine Glanzzeit erlebte es im späten 19. Jahrhundert. 1867 hatte der Grindelwaldner Johannes Boss (1815-1900) das Haus erworben und begann mit der Umsetzung seiner Pläne für dessen Vergrösserung. Der einfallsreiche Hotelier eröffnete 1888 einen Anbau mit einem besonderen Heizsystem – eine Innovation, welche die erste Wintersaison in Grindelwald ermöglichte und das Dorf zum Wintersportpionier machte.

"Das Faulhorn, ein 8140 F. ü. M. hoher Berg zwischen dem Brienzer-See und dem Grindelwald-Thal, wird in neuerer Zeit ziemlich viel, wenn auch gerade nicht so häufig, als der Rigi bestiegen, besonders seitdem oben ein Wirthshaus eingerichtet ist. Dieses bietet freilich bei weitem nicht die Bequemlichkeiten des Rigi-Wirthshauses und hat nur 24 Betten, so daß im hohen Sommer mancher Reisende auf ein besonderes Bett verzichten muß, wenn es nicht zuvor bestellt worden ist. Hat man Frauen bei sich, so ist es durchaus nötig, diesen vorher Betten zu sichern. [...] Der große Vorzug der Aussicht vom Faulhorn ist der, daß man die schneebedeckten Riesen des Berner Oberlandes unmittelbar vor sich hat; man steht gleichsam mitten in denselben. Dagegen fehlt, wenn man auch den Brienzer-See und einen Theil des Thuner-Sees sieht, der weit gedehnte Wasserspiegel des Vierwaldstätter- und Zuger-Sees, welcher der Aussicht vom Rigi den wunderbaren Zauber von Anmuth und Lieblichkeit gewährt. Die Art der Besteigung, die Erscheinungen und das Treiben auf der Höhe und im Wirthshause gleichen dem auf Rigikulm [...]."

Unter den Berghotels ist das Hotel Faulhorn ein wahres Pionierprojekt: Es ist das erste europäische Gasthaus, das sich auf über 2000 Metern über Meereshöhe befindet - nämlich auf dem 2681 M. ü. M. hohen Gipfel des Faulhorns bei Grindelwald im Berner Oberland. Initiiert wurde das Projekt von Samuel Blatter (1778-1861), der bereits Gastbetriebe in Unterseen bei Interlaken und in Grindelwald führte und 1822 bei der Berner Regierung das Gasthauspatent auf dem Faulhorn beantragte. Um 1830 konnte bereits ein erstes Gasthaus eröffnet werden, das durch den Besuch des berühmten Deutschen Musikers und Komponisten Felix Mendelsson-Bartholdy am 15. August 1831 belegt ist. Blatter musste jedoch das Projekt abgeben, da seine Unternehmung inzwischen Konkurs gegangen war. Dem Gasthaus auf dem Faulhorn blühte dagegen eine erfolgsversprechende Zukunft: Mit einem 1832 eröffneten Zusatzbau konnten nun mehr Gäste komfortabler untergebracht werden. Durch Werbeschriften und Darstellungen des Gasthauses, beispielsweise vom Kleinmeister Samuel Weibel (1771-1846), wie hier zu sehen, und Heinrich Keller, erlangte das Gasthaus bald weite Bekanntheit.

"Genf bietet vom See aus gesehen nun ein sehr imposantes Bild, was auf kürzlich abgeschlossene Verbesserungen zurückzuführen ist, für die es in nicht geringem Masse dem Geldfluss englischer Reisender unter seinen Einwohnern zu verdanken hat. Am rechten Ufer der Rhone ist ein völlig neues Viertel entstanden, das Quartier des Bergues, mit einer schönen Fassade aus hohen Häusern, darunter das Hôtel des Bergues, das an einem breiten Quai zum See hin liegt. Der Anblick dieses modernen Konkurrenten hat auf der gegenüberliegenden Uferseite einen Wettstreit ausgelöst. Die unansehnlichen Häuser, die das Seeufer säumten, wurden renoviert und verschönert, während dem Wasser ein breiter Landstreifen abgewonnen wurde, um einen Quai zu bilden. Dieser ist durch zwei schöne Brücken, die über den See führen, mit dem Quai des Bergues verbunden und mit einer kleinen Insel vereint, die früher Teil der Befestigungsanlagen war und heute von einer sehr minderwertigen Statue von Rousseau eingenommen wird." 

Mit der von Murray beschriebenen Stadterweiterung rüstete die Stadt Genf im 19. Jahrhundert auf, um ihre – insbesondere englischen – Gäste zu empfangen. Bereits um die Mitte des 18. Jahrhunderts war die Stadt am Genfersee, dem grössten Binnensee Europas, zu einer der beliebtesten Hotspots der Schweiz avanciert. Die Lage der Stadt war überaus günstig als Ausgangspunkt für Exkursionen in das Gebiet um den Mont-Blanc (Erstbesteigung 1786) und eine wichtige Durchgangszone zwischen den Königreichen Frankreich und Sardinien. Den Ausbau des Gastgewerbes in Genf prägte der Pionier Antoine-Jérémie Dejean, der mit dem Hôtel d'Angleterre 1765 das erste Hotel ausserhalb der Stadtmauern mit Blick auf die Alpenkulissen eröffnete. Im neuen Quartier des Bergues liess die Société des Bergues von 1829-1834 das erste Grand Hotel der Schweiz errichten. Vom Lyoner Architekten Augustin Miciol (1804-1876) geplant, fügte sich der Klassizistische Bau nahtlos in das Bild des neuen Baublocks am Quai des Bergues ein - und diente als Vorbild für zahlreiche weitere Schweizer Hotelbauten.

"Zwischen Chillon und Villeneuve ist das Hôtel Byron, ein grosser Gasthof, als Pension [...] viel benutzt. Der Halb­kreis, welchen der See hier bildet, erinnert an den Busen von Neapel, Chillon an Castel nuovo. Die unfern des Einflusses der Rhone, etwa 100 Schritte vom Ufer entfernte ummauerte Insel, 30 Schr. l., 20 br., vor 100 Jahren von einer Dame angelegt und mit 3 Acazien bepflanzt, gewährt eine volle Rundsicht."

Drei Faktoren machten das Städtchen Villeneuve am Genfersee zu einer attraktiven Destination für die Reisenden im frühen 19. Jahrhundert: Erstens lag der Ort in unmittelbarer Nähe zum Schloss Chillon, das dank seinem Auftritt im Gedicht "The Prisoner of Chillon" (1816) von Lord Byron europaweite Berühmtheit erlangt hatte. Zweitens lag Villeneuve seit jeher auf der Route Genf - Chamonix, auf der man für gewöhnlich ins Mont-Blanc Gebiet reiste, und der Simplon-Route von Genf nach Mailand. Und drittens: Diese Routen liessen sich ab 1828 mit einer Dampfschifffahrt von Genf nach Villeneuve abkürzen. Auf dem noch unbewohnten Gebiet zwischen dem Schloss Chillon und dem Städtchen Villeneuve liess der Kaufmann Vincent Masson-Vallon ab 1837 das Hotel Byron errichten – finanzielle Schwierigkeiten verzögerten den Bau, doch 1841 wurde endlich dessen Eröffnung gefeiert. Nach dem Vorbild des Hotel des Bergues in Genf wurde auch das imposante Hotel Byron im klassizistischen Stil errichtet. 

"Zermatt bietet neben Chamonix und Grindelwald die grossartigsten Bilder der Gletscherwelt. Es steht zwar an wechselnder Mannigfaltigkeit der Thäler und Seen dem Berner Oberland nach, mit dem es auch an Schönheit und Adel der Bergformen nicht wetteifern kann. Von Standpunkt landschaftlicher Schönheit mag darum verschieden geurtheilt werden. Nicht zu bestreiten aber ist dass man auf keinem andern leicht zugänglichen Punkte sich in solcher Weise mitten in das Herz der Hochgebirgswelt versetzt sieht, und dass die Rundsicht des Gorner Grats ein fast unerreichtes Bild überwältigender Grossartigkeit bietet." 

Ein erstes Wirtshaus ist im Walliser Bergdorf Zermatt 1839 mit "Laubers Wirtshaus" nachgewiesen: Damals erhielt der Dorfarzt Josef Lauber vom Walliser Staatsrat die Genehmigung, sein Wohnhaus als Unterkunft für die Reisenden zu öffnen. In den 1850er und 1860er Jahren wurden die Berggipfel um Zermatt und im dazugehörigen Mattertal regelrecht gestürmt, so dass dringend mehr Unterkünfte für die Alpinisten und Reisenden benötigt wurden. Dies führte zu einem kleinen Bauboom in den Walliser Bergdörfern: In Zermatt pachtete 1853 der aus dem Goms stammende Alexander Seiler (1820-1891) die Herberge von Lauber. Kurz darauf erwarb er sie mit Hilfe seines Bruders Franz und benannte sie in "Hotel Mont Cervin" um. Diese Übernahme war der Anfang des Hotelimperiums Seiler: Dazu kamen später der Zermatterhof und das Hotel Monte Rosa in Zermatt sowie zahlreiche weitere Gasthöfe im Walliser Alpenraum. Begünstigt wurde der Ausbau des Gastgewerbes ausserdem durch den Bau der Zahnradbahn zwischen Visp und Zermatt im Jahr 1892.

"Bad St. Moritz (1769 m) verdankt seine Entstehung der am Fuss des Piz Rosatsch entspringenden Sauerquelle, welche schon 1539 von Paracelsus als die stärkste Europas bezeichnet wurde und an Kohlensäuregehalt und alkalischen Salzen Schwalbach und Pyrmont übertrifft. Das Wasser wird zum Baden und zum Trinken benutzt. Die Badegesellschaft ist durchaus international. Die Kurzeit dauert in dieser hohen Lage nur von Mitte Juni bis Mitte September; warme Kleidung ist für Kurgäste durchaus erforderlich, da Schnee und Reif auch im August vorkommen."

Wie der Baedeker-Reiseführer in der Ausgabe von 1885 beschreibt, verdankt das Engadiner Bergdorf St. Moritz seine Popularität seinen Mineralquellen. 1832 wurde in St. Moritz ein erstes Kurhaus eröffnet, ab 1856 stand den Badegästen auch ein Gastwirtschaftsbetrieb zur Verfügung. Mit dem 1864 eingeweihten Grand Hotel des Bains erhielt St. Moritz sein erstes repräsentatives Kurhotel. Auch in St. Moritz trieb ein Hotelpionier das Geschäft mit dem Fremdenverkehr besonders voran: Der aus einfachen Verhältnissen stammende Johannes Badrutt (1819-1889) kaufte 1858 die Pension Faller in St. Moritz und baute sie darauf hin zur Hotel-Pension Engadiner Kulm aus - und schuf so gemeinsam mit seiner Frau Anna Maria (geb. Donatsch) eines der ersten Luxushotels der Schweiz. Zum Luxus des Kulm Hotel trug auch Badrutts Interesse an technologischen Neuerungen bei: 1879 besass das Hotel die erste elektrische Beleuchtungsanlage der Schweiz überhaupt!

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war das Engadin nicht nur für seine Mineralquellen und Luxushotels bekannt, sondern zunehmend auch als Zentrum des Wintersports. In St. Moritz hatte der Hotelier Johannes Badrutt - aufgrund des Interesses seiner zahlreichen Englischen Gäste - bereits im Winter 1864/1865 erstmals eine Wintersaison eröffnet. Zu den beliebtesten Aktivitäten zählten verschiedene Eissportarten wie Schlittschuhlaufen, Schlittschuhrennen und Curling.

Auch im Gebiet um Davos gewann der Wintersport früh an Bedeutung: Bereits um 1870 ist dort das Schlitteln als beliebte Freizeitbeschäftigung der Wintergäste belegt. Etwa zur selben Zeit setzte auch in Klosters, einem nahegelegenen Dorf des Davoser Tals, der Fremdenverkehr ein. Klosters positionierte sich erfolgreich als „Luftkurort“ und warb mit seinem belebenden Alpenklima um Besucherinnen und Besucher.

Um den steigenden Zustrom an Gästen zu beherbergen, entstanden 1879 die ersten grossen Hotelbauten des Ortes: das Hotel Silvretta und das Hotel Vereina. Die beiden Neubauten markierten den Beginn einer neuen Ära des Tourismus in Klosters.

"Gasthöfe: Falke, Krone, Schiff, das letzte zweiten Ranges in der Nähe des Landeplatzes der Constanzer Dampfboote. Löwe, einzelnen Reisenden zu empfehlen. Den neuern Anforderungen an einen guten Gasthof entspricht keiner der genannten. Dagegen ist auf der Höhe, an der Straße nach Zürich dem Rheinfall gegenüber, mit der Aussicht auf diesen und auf die Alpen, kürzlich ein neuer großer Gasthof, Webers Hotel, entstanden, der um 1 und 5 Uhr Mittagstafel hält und seine Gäste in Wagen nach Schaffhausen an die Post oder die Dampfsschiffe bringen lässt."

Bei der in Baedekers Reisehandbuch von 1844 gelobten Gaststätte handelt es sich um das Hotel Weber, das 1842-1844 vom Schaffhauser Gastwirt Johann Jakob Weber erbaut worden war. Das Hotel befand sich auf der Schaffhauser Seite des Rheins und bot mit seinem Standort eine optimale Sicht auf das Spektakel der tosenden Wassermengen des Rheinfalls und das darüber gelegene Schloss Laufen. Die Geschichte des Hotels Weber und des Schloss Laufen sind eng miteinander verknüpft: Im Jahr 1856 übernahm der gelernte Kellner Franz Wegenstein (1832-1907) die Pacht des Hotels Weber, 1861 konnte er das Hotel erwerben und benannte es in „Hotel Schweizerhof“ um. Ausserdem heiratete Wegenstein 1864 in zweiter Ehe Victorine Louise Bleuler (1843-1920). Louise war das einzige Kind des Künstlers Louis Bleuler (1792-1850) und seiner Frau Antoinette, die im Schloss Laufen einen bekannten Kunstverlag und Kunsthandel gegründet hatten. Nach dem Tod ihrer Eltern erbte Louise das Anwesen und den Kunstverlag auf Schluss Laufen. Damit waren die Wegenstein-Bleulers im Besitz eines kleinen Tourismus-Imperiums am Rheinfall und konnten ihren Gästen ein umfassendes Angebot von Hotelbetten bis Souvenirbilder bieten.